glasDer hessische Apfel behauptet sich gegen den Trend: Deutschlandweit sei eine um 21 Prozent geringere Apfelernte zu erwarten als im Vorjahr, meldet der Deutsche Bauernverband DBV in seiner Bilanz der Obsternte 2015. Die Mitglieder des Verbandes der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e.V. und Streuobstwiesenbesitzer bereiten sich trotzdem auf einen heißen Herbst vor, denn für die hessischen Streuobstwiesen werden stabile Erträge erwartet. Dennoch erinnern die hessischen Kelterer auch in diesem Jahr die Streuobstwiesenbesitzer und -pächter in den hessischen Regionen Taunus und Wetterau, Vogelsberg, Spessart und Odenwald sowie im Frankfurter Umland daran: „Äpfel gehören ins Glas“ – damit sich alle Apfelweinliebhaber wieder auf einen neuen, spritzigen Jahrgang ihres Stöffches freuen können.

„Für unsere hessischen Streuobstwiesen erwarten wir eine mindestens so gute Ernte wie 2014“, sagt Martin Heil, Vorsitzender des Verbandes der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e. V. „Aufgrund des trockenen Sommers fallen die Äpfel zwar etwas kleiner aus, aber das sonnige Wetter hat für eine sehr gute Qualität gesorgt.“ Einen Grund für die stabilen Erträge in Hessen sieht er in der Qualität der Streuobstwiesen: „Diese zum Teil uralten Kulturen sind einfach widerstandsfähiger als die auf Ertrag gezüchteten Bäume in den Plantagen der großen Obstanbauregionen.“

Jeder Apfel zählt. Gemeinsam mit der Naturschutz-Akademie Hessen und der MGH GUTES AUS HESSEN GmbH rufen die Mitglieder des Apfelweinverbandes auch in diesem Jahr unter dem Motto „Äpfel gehören ins Glas“ alle Streuobstwiesenbesitzer auf, ihre Äpfel von den Bäumen zu holen und in die Keltereien zu bringen. „Damit setzen wir uns dafür ein, dass möglichst viele der heimischen Streuobstwiesenäpfel zu Apfelsaft und Apfelwein verarbeitet werden“, erläutert Dr. Johanna Höhl von der Kelterei Höhl in Hochstadt, die sich auch für den Erhalt der Streuobstwiesen einsetzt: „Die Ernte der Äpfel ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das wertvolle Kulturgut und der einzigartige Naturraum Streuobstwiese erhalten bleibt.“

Volker Thoma von der Rapp’s Kelterei in Karben erläutert: „Für eine gute Qualität des Apfelweins ist der richtige Erntezeitpunkt der jeweiligen Apfelsorten entscheidend. Nur reife Äpfel eignen sich für die Herstellung des Stöffches.“ Zu Beginn der Erntesaison ab Ende August werden zunächst die frühen Sorten wie Klaräpfel oder Gravensteiner verarbeitet; diese Sorten haben schon die nötige Süße von mindestens 45 Grad Oechsle Zuckergewicht. Es folgen spätere Sorten, etwa der Bohnapfel oder die Schafsnase. Acht bis zehn Wochen wird es dauern, bis der erste Apfelwein des Jahrgangs 2015 in Bembel und Gerippte kommen kann. „Die gute Qualität der Äpfel garantiert uns auch dieses Jahr einen geschmacksintensiven ‚Süßen‘ sowie einen vollmundig-süffigen Apfelwein“, ist sich Thoma sicher.

Die Preise für hessisches Kelterobst bleiben auch in diesem Jahr stabil. Peter Possmann, Geschäftsführer der Kelterei Possmann in Frankfurt, sagt: „Damit honorieren wir die Arbeit der privaten Streuobstwiesenbesitzer. Die Pflege der Streuobstwiesen, zu der auch die Ernte gehört, stellt einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz dar. Uns als Kelterern liegt das besonders am Herzen, nicht nur, weil es um unseren
Rohstoff geht, sondern auch um die Pflege einer bedeutsamen Tradition – für den Naturschutz und für unser hessisches Nationalgetränk, den Apfelwein.“