Herkunft und Verbreitung

schneeapfel thAls Zufallssämling des 19. Jh. ist in Heuchelheim bei Gießen der 'Heuchelheimer Schneeapfel' entstanden. Der Mutterbaum soll bereits zur Jahrhundertwende auf dem Gelände des Kindergartens in der Wilhelmstraße gestanden haben. Eng verbunden mit der Geschichte und Verbreitung des „Schneeapfels" ist die Baumschule Rinn. Baumschulbesitzer Philipp Rinn zog bis Mitte der 50er Jahre ausschließlich Obstbäume an und verbreitete ihn unter dem Namen 'Heuchelheimer Schneeapfel'.

Nach einem Bildbericht über die Baumschule Rinn in der Zeitschrift „Deutsche Baumschule" von 1979 verschickt der heutige Seniorinhaber Horst Römer Edelreiser und Bäume dieser schönen Sorte weit über die Grenzen Hessens hinaus. Aufgrund der großen Nachfrage werden künftig neben dem Hochstamm auch kleinere Baumformen auf schwachen Unterlagen angeboten. Auch im ökologischen Obstbau wird der 'Heuchelheimer Schneeapfel' wegen seiner guten Verwertungseigenschaften angebaut.

Fruchtbeschreibung

Form und Größe
variabel, kugelig bis leicht hochgebaut, unten ab-geplattet, mittelbauchig, im Querschnitt unregelmäßig, schwach gerippt, mittelgroß bis groß.

Schale
glatt und glänzend, im Lager fettig bis klebrig werdend, unauffällige Schalenpunkte, angenehm duftend, bei Vollreife hellgelb bis weißgelb, stiel- und sonnenseits stark rot gestreift und gesprenkelt, bis ¾ der Oberfläche.

Kelchseite
Kelchgrube tief, mittelweit, typ. „kraterförmig", Rand schwach wulstig, Kelch mittelgroß, geschlossen bis halboffen, Kelchblätter breit und kurz, am Grunde getrennt, Kelchhöhle breit trichterförmig bis dreieckig.

Stielseite
Stielgrube eng, tief, feinstrahlig berostet, zimtfarben, Stiel kurz bis mittellang, holzig, braun, am Ende verdickt.

Kernhaus
Gefäßbündel schwach ausgeprägt, flachzwiebelförmig, Kernhauswände bohnenförmig, breit, glänzend, Kerne zahlreich, gut ausgebildet, rundlich-breit, hell kastanien-braun.

Fruchtfleisch
weiß, locker, relativ weich, saftig, leicht säuerlich, aus-gewogenes Zucker-Säure Verhältnis, aromatisch, schwacher Duft.

Baumbeschreibung

Standort und Anfälligkeit
anspruchslos an Boden und Klima, auch in höheren Lagen bis 500 m, frosthart, schwach schorfanfällig, kommt ohne Pflanzenschutz und Düngung aus.

Wuchs und Pflege
mittelstark, breitkugelig, wenig verzweigt, einjähriges Holz rötlich, gesundes, hellgrünes Laub, konsequenter Erziehungsschnitt, später regelmäßig Auslichten.

Blüte und Befruchtung
mittelfrüh bis mittelspät, witterungsunempfindlich, Befruchtungsverhältnisse sind nicht untersucht.

Ertrag und Verwendung
Ertrag setzt mittelfrüh ein, Früchte hängen einzeln oder paarweise, Wechsel zwischen sehr hohen und geringen Erträgen, Früchte werden als Tafelobst geschätzt, auch als Wirtschaftsapfel hervorragend geeignet, Fruchtfleisch bleibt auch beim Kochen weiß, besonders für Obstsalat und für sortenreine Säfte und Weine.

Reife
Ende September, in höheren Lagen bis Mitte Oktober, vom Baum essbar, Haltbarkeit bis April, ab Februar Neigung zu Welke und Aromaverlust.

Literaturhinweis

  • MÜHL, F.: Alte und neue Apfelsorten, 4. Aufl. München 2001, S. 255 (Schneeapfel)
  • KAHL, S.: Verzeichnis hess. Regional- und Lokalsorten, Wetzlar 2002
  • KAHL, S.: „Die guten alten Äpfel", NZH-Pomologie, Wetzlar 2003