Historisches

Dass man aus Äpfeln mehr als Apfelmus machen kann, wussten schon unsere Vorfahren. So hat das Stöffche eine jahrhundertealte Tradition. Bereits die Griechen und Römer entdeckten, dass aus süßen Obstsäften auf geheimnisvolle Art und Weise säuerlich schmeckende Getränke entstehen, die Geist und Seele beflügeln.

Bevor jedoch der Apfelwein über Umwegen zu uns nach Deutschland gelangte, stand die Verarbeitung von Trauben zu Wein an erster Stelle. So gelangte das Stöffche erst gegen Ende des Mittelalters in das Gebiet der heutigen Mainmetropole und ihrer umliegenden Land(graf)schaften.

Der Siegeszug des Stöffches

Erstmals wird der Apfelwein um 800 n. Chr. urkundlich erwähnt. So soll sich bereits Karl der Große mit Apfelwein in Stimmung gebracht und um eine sachgemäße Herstellung des Stöffches bemüht haben. Im 11. Jahrhundert entwickelten die Basken in Nordspanien nach dem Vorbild der Ölpresse die erste richtige Kelter und produzierten den so genannten „zagardua", der bei den Fischern als süffige Medizin gegen Skorbut getrunken wurde. Nach und nach gelangte der heutige Sagardo (baskisch) oder Sidra (spanisch) als Hausgetränk in die Bretagne und die Normandie, wo er heute als „Cidre" bekannt ist.

Wilhelm der Eroberer war es dann, der im Zuge der normannischen Invasion Englands im Jahr 1066 den Apfelwein in Fässern von Frankreich nach England brachte. Das köstliche Getränk kam hier so gut an, dass die Engländer mit ihrem „Cider" heute als die mengenmäßig größten Apfelweinkelterer Europas gelten.

Vom Rebenwein zum Apfelwein

Nach Hessen kam das Stöffche im 16. Jahrhundert. Eigentlich durch Zufall, denn rund um Frankfurt war aufgrund des relativ milden Klimas vor allem der Weinanbau weit verbreitet. Angeblich lagerte in den Kellern der Mainmetropole mehr Wein, als Wasser aus den städtischen Brunnen floss. Als im 15. Jahrhundert mit der sogenannten „kleinen Eiszeit", eine deutliche Klimaveränderung einsetzte, ging der Weinanbau durch Missernten dramatisch zurück – um 1900 waren rund um Frankfurt praktisch keine Reben mehr zu finden.

Mit dem Rückgang des Weinbaus begann das Aufblühen der Apfelweinkultur. Die Rebstöcke wichen robusteren Apfelbäumen, und die Winzer stiegen auf die Apfelweinproduktion um.

Fichtenkranz als Wahrzeichen

Per Ratsverordnung wurde 1638 die Grundlage für die strengen Reinhaltungsbestimmungen gelegt, denen auch die heutige Apfelweinproduktion noch unterliegt.

Was zunächst nur für den häuslichen Gebrauch gedacht war, entwickelte sich nach und nach durch den öffentlichen Ausschank zu einer gewerblichen Einnahmequelle mit behördlicher Genehmigung. Die erste Schankerlaubnis wurde Überlieferungen zufolge 1754 erteilt, und das Stöffche-Zapfen wurde steuerpflichtig.

Zum Zeichen des öffentlichen Ausschanks wurde das Heraushängen eines Fichtenkranzes verordnet. Damit war das Wahrzeichen der Apfelweinkultur geboren. Und das Stöffche wurde gesellschaftsfähig.

Kult in Hessen und weit über Hessen hinaus

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Frankfurt 12 Großkeltereien sowie unzählige Kleinkeltereien und selbstkelternde Apfelweinwirte. Das Stöffche wurde zum Nationalgetränk der Hessen.

Seinen großen Siegeszug über die hessischen Grenzen hinaus nahm der Apfelwein mit Ausstrahlung der ARD-Kultsendung „Zum Blauen Bock". Von 1957 bis 1987 brachte diese Sendung mit Otto Höpfner, später Heinz Schenk und Wirtin Lia Wöhr hessische Lebensart in Deutschlands Wohnzimmer.

2013 hat der Verband der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien den Welt-Apfelwein-Tag – World Cider Day ins Leben gerufen. Seitdem vernetzen sich jedes Jahr am 3. Juni Apfelweinliebhaberinnen und -liebhaber aus allen Nationen in den sozialen Netzwerken oder bei Aktionen in Keltereien und Gastronomie, um ihr und unser Lieblingsgetränk zu feiern. www.apfelwein.de/welt-apfelwein-tag

Mit seinen nahezu unbegrenzten Mix-Möglichkeiten und dank der Fantasie der Kelterer, was neue Produkte betrifft, ist Apfelwein auch bei der jungen Generation sehr beliebt. Ob als Festivalgetränk, Daheim-Genuss, in der Apfelweinwirtschaft oder als „Unnerwegs“-Gebinde: Apfelwein schmeckt quer durch die Altersklassen in fast allen Lebenslagen.